Jamie Cullum……..
Musik ist meine große Liebe, aber ich gehe leidenschaftlich gerne fremd mit Literatur. Ich schreibe so gerne über Musik, auch wenn es, wie William Faulkner einst anmerkte, manchmal keine adäquaten Worte gibt. Und da sind wir auch schon bei Jamie Cullum. Schon wieder Konzert des Jahres. Ich könnte das jetzt bestimmt auch begründen. Aber vielleicht ist es einfach Liebe.
In einer Liebesbeziehung kann ich immer tolle Dinge aufzählen, ihre Art, ihr Wesen, ihr Humor, ihr Aussehen, aber lieben tue ich mein Mädchen, weil sie sie ist und mich irgendwo berührt, wo sonst keiner hinkann. Weil sie mich befriedet und ich bei ihr sein möchte.
Bei Jamie Cullum könnte ich auch Gründe aufzählen, seine Stimme, sein Klavierspiel, seine Spielfreude, seine unglaublichen Kompositionen, die oft beim ersten Mal hören, bereits wie ein Evergreen wirken, seine Liveshow, seine Glaubwürdigkeit, seine wirklich schönen Mitsingliveparts, seinen Umgang mit Fans (Auf dem Foto, um Mitternacht an der Ausgangstür, bevor sie um 0530 nach Schottland aufbrechen mussten. Und er nahm sich für alles und jeden Zeit.) aber die Wahrheit ist: Ich liebe ihn einfach. Wie bei Prince, vom ersten Ton an. Ich hörte ihn – und gehörte ihm.
Auch weil er seinen Erfolg nicht primär dazu benutzt Geld zu machen, sondern u.a. eine wöchentliche Musik-Radioshow macht, und weil er, wie ich gestern erfuhr, 2018 nicht in die Köln Arena geht, sondern lieber 4x eine kleine perfekte Location spielt, und weil er … egal, ich würde nur Gründe aufzählen, aber die Wahrheit ist schlicht; dieser Künstler rührt und bewegt mich auf eine Art, wo kaum jemand hinkann. Ich bin so glücklich und dankbar, dass es ihn gibt, und dass ich miterleben darf, wie er sich entwickelt.
Und so bleibt mir mal wieder zu sagen: Das war ein ganz besonderer Abend.
… Nicht nur wegen der Singin-in-the-rain-Impro bei einem OpenAir im Regen.
… Nicht nur, weil er bereits im dritten Song über uns in Reihe eins rüberkletterte, um sich die Sache mal genauer anzuschauen. (Foto)
… Nicht nur weil ein Mann ein „Darf-ich-I’m-all-over-it-mitsingen“-Schild hochhielt, und Jamie ihn bei dem Song auf die Bühne holte und das Mikro überließ.
… Nicht nur weil er das Klavier beschädigte und um den kaputten Ton herum weiterspielte, während die Hands das Klavier reparierten. (Foto)
… Und nicht einmal weil er am Ende des Konzerts auf dem, ein wenig deplatzierten Songwunsch eines Mädchens neben mir einging, und die Stimmung seines eben noch überdreht laut mitsingendes Publikum, in dem auf seiner Bitte hin, 500 Leute von den billigen Plätzen in die erste Reihe gekommen waren, mit einer Ballade so derb in einer Gran-Torino-Qualität breakte, das es einfach keine Worte dafür gibt.
Einfach keine Worte.
Das war mein berührendster Konzertmoment des Jahres. Vorgetragen in einer beispiellosen Intensität. Dieses, aus keiner Entfernung miterleben zu dürfen, war, und da hatte Faulkner mal wieder recht; Nicht zu beschreiben.
Ich liebe diesen Künstler. Ich liebe ihn.
Jamie, thank you so much for the music, the joy and… you. Love.
PS: Die für mich ungewohnten Schachtelsätze sind dem Umstand geschuldet, das meine Begeisterung sich nicht unterbrechen ließ.
PS: Ich hole mir nie Autogramme. Hier ein Autogramm von Jamie Cullum.
PS: Ihr Lieben. Bei aller Sorge um die Welt… Wir leben auch in einer Zeit, in der es mehr gute und unterschiedliche Musik gibt, als jemals zuvor. Das ist auch die Menschheit. Und das liebe ich an uns. Einmal kurz atmen und genießen.