Auf der/s Buchmesse/rs Schneide

Oktober 7, 2006    

An alle normalen Menschen da draußen.

Hallo.

Wie geht es euch.

Lange nicht mehr gesehen.

Denn es war wieder Buchmesse.

Ich bin ja keine Partylusche. Aber… Grundgütiger. Es ist mir ein Rätsel, wie der Buchhandel und das Literaturbiz diesen seriösen Ruf erlangt haben. Von den Partys kann der jedenfalls nicht herrühren. Die literarische Vorlage für die Messe könnte Dr. Jekyll and Mr. Hide sein. Tagsüber freundlich-literarische Unterhaltungen mit gebildeten Menschen in Anzügen oder Kostüm. Abends dann… Grundgütiger.

Und jedes Mal frage ich mich: Wie schafft mein sweetes Lübbeteam das bloß? Wie hält man das eine Woche durch?

Wenn ich morgens auf die Messe fahre, habe ich Schlaf, Dusche und Frühstück hinter mir. Wenn ich an den Stand komme, arbeitet das Verlagsteam schon seit Stunden. Zwischen meinen Terminen habe ich Zeit um mit Kollegen Käffchen zu trinken und mal auf anderen Ständen vorbeizuschauen, mir eine Lesung anzuhören oder auch mal an die frische Luft zu gehen, um mal durchzuatmen. Kurz vor Feierabend fahre ich dann ins Hotel, dusche, ziehe mich um und chille eine Stunde. Wenn ich ins Restaurant komme, ist das Team schon da. Direkt von der Messe. Man isst, plaudert über den Tag, dann geht man auf ne Party, rockt die Nacht ab und wenn ich am nächsten Vormittag aufwache und mich fühle, als wäre ich wieder mit der Band auf Tour gewesen, ist das Lübbeteam schon seit Stunden wieder am Stand und führt freundlich-literarische Unterhaltungen mit gebildeten Menschen in Anzügen oder Kostüm. Bis es wieder Abend wird. Und das ganze eine Woche lang.

Grundgütiger.

Was die Partys inhaltlich angeht, da möchte ich auf mein Recht zurückgreifen, die Aussage zu verweigern, da der Angeklagte sich selbst belasten könnte.

Zu den sagenhaft vielen inspirierenden Begegnungen kann ich auch gerade nichts sagen, da ich dafür das WE bräuchte. Mindestens. Himmel, laufen da draußen tolle Leute herum.

Zu meinen literarischen Neuentdeckungen auch erst später mehr. Ich habe noch viel zu lesen.

Doch eins noch: In manchen Gästebucheintragungen und Lesungen erwähnt ihr, dass manche von euch normalerweise keine Lübbebücher kaufen und bloß bei mir eine Ausnahme machen. Was bestimmt ein Kompliment sein soll, verwirrt mich. Sicher, ich freue mich für die Ausnahme, aber was ist das Problem? Auf der Messe habe ich mir die Programme der verschiedenen Verlage angeschaut und im Belletristik, Thriller, Audio und Sachbuchbereich wüsste ich keinen Verlag, der besser aufgestellt ist. Im Gegenteil. Also, was ist das Problem? Schreibt es mir. Ich will es verstehen.

Ich grabe mich jetzt durch meine Neuerwerbungen. Oh holdes Glück. Wochenlang genug zu lesen. Hurra! Ich wünsche euch ebenso viel Glück und eine schöne Zeit.

Michel

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