RIP Hellmuth Karasek.

September 30, 2015    

Wenn Karaseks leiser Humor auf Reich-Ranickis cholerische Tiraden traf, musste ich immer an Aikido vs. Karate denken.
Für mich war er der heimliche Star des literarischen Quartetts, auch weil er immer wieder das in die Runde einbrachte, woran es der Deutschen Literatur am meisten mangelt: Schalk, Ironie, Witz.

Neben seiner großen Liebe, Literatur, hatte er eine wilde Affäre mit dem Kino, was uns eine sagenhafte Billy-Wilder-Biographie einbrachte. Dass die beiden sich dabei für den Rest ihres Lebens anfreundeten, ist typisch Karasek. Man konnte ihn wirklich sehr leicht gern haben.

Er machte wertvolle Projekte, wie „Briefe bewegen die Welt“, doch am meisten hat mir imponiert, dass einer der bekanntesten Kulturkritiker Deutschlands, mit über 70 nochmal auf Tour ging, um Witze zu erzählen – und sich selbst dabei schlappzulachen.
Zum Schluss hat er noch schnell den IKEA-Katalog rezensiert. Soviel Spaß und künstlerische Freiheit, wünsche ich uns allen.

So war er auch, wenn man ihn traf. Er wusste zwar nie so richtig meinen Namen, doch egal ob im Zug, Hotel oder Interview, wenn der Micky, Mitschi, oder das Mikkel einen miesen Witz erzählte, war die „Lichtgestalt des deutschen Literaturbetriebes“ sich nie zu schade, sich darüber richtig satt wegzuömmeln.
Von ihm konnte man lernen, alles nicht so ernst zu nehmen.
Danke, Hellmuth – auch dafür.

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