RIP DIETER HOFF
Ende der Achtziger, Purple Schulz war auf dem Höhepunkt seines Erfolgs mit „Kleine Seen“ und „Verliebte Jungs.“ Ich wollte damals gerade nach Köln ziehen, um eine neue Band zu gründen, da kam eines Tages ein befreundeter Journalist zu mir und sagte: Er hätte gerade den Schlagzeuger von Purple Schulz interviewt und dem erzählt, dass ich nach Köln ziehe, der will mich treffen. Ich sagte: Was? Er drückte mir eine Festnetz-Telefonnummer in die Hand und sagte: Ruf den an.
Tat ich.
Ab da verband mich mit Dieter Hoff eine Freundschaft, die auf die 3 so elementaren Säulen von jungen Männern beruhte: Wir waren Musik, Fußball & Frauen verrückt. Zudem lag meine WG nur eine Straße neben seiner Wohnung, die kurzen Wege brachten uns Alltag.
Ein Jahrzehnt lang sahen wir uns fast täglich, alleine wegen der gemeinsamen Stammkneipe „Connection“ und Training/Spiele, aber vor allem wegen der Musik. Wir riefen uns gegenseitig rüber um neue Songs zu hören, korrigierten uns Texte, ich brachte ihm seine erste Lenny Kravitz Platte, er nahm mich mit zu Blowbeat. Wir hatten viel Spaß damit, schlimmste Schlager zu komponieren, die Dieter verkaufte. Wir teilten Beziehungstipps und Liebeskummer, Heimwege und Getränke, Siege und Niederlagen. Er spielte an die 100 Spiele vor mir im defensiven Mittelfeld und versuchte immer seine Passquote auf 100 % zu halten. Es war schön, ihn manchmal so schlecht anzuspielen, dass seine Quote riss. Er konnte wirklich herrlich auf Kölsch meckern.
Dieter. Einmal rief er mich nachts rüber, mal wieder Trennung und Liebeskummer. Als er eingeschlafen war, schrieb ich ihm einen Zettel, wie lange er noch den einsamen Wolf machen wollte. Am nächsten Tag lag der Zettel in meinem Briefkasten. „Einsam“ war durchgestrichen.
Er wusste genau, wie er leben wollte, für Frauen war er da wahrscheinlich schwer zu fassen. Als Sportskamerad dagegen war er ein Teamplayer und bei seinen TV-Aufzeichnungen, war sein Torwart immer dabei an Gitarre oder Keys, und am Schlagzeug saß unser Libero. Wir hatten Spaß.
Irgendwann stieg er verletzungsbedingt aus der Mannschaft aus, ich hörte auf mit der Musik, zog ein paar Straßen weiter, und das reichte, um sich aus den Augen zu verlieren.
Dieter Hoff. Immer bereit für neues, manchmal bockig mit der Welt, eigen, kreativ, sensibel, suchtgefährdet, nicht immer ehrlich, aber immer hilfsbereit. Als Künstler mutig, verkaufte er sein Erbe, um eine Platte mit den best-möglichen Musikern aufzunehmen.
Die Purple Schulz Hits „Kleine Seen“ und „Verliebte Jungs“ stammen textlich aus Dieters Feder. Mir gefielen seine Balladen auf seinem Debüt-Album fast noch besser. Er hatte keine große Stimme, konnte aber Stimmungen einfangen, Texte schreiben und war manchmal geil schräg. Hört mal rein in https://soundcloud.com/dieter-hoff/wer-ist-hier-verruckt
Im Sommer sah ich ihn zum letzten Mal. Er sah nicht fit aus, war aber guter Dinge, erzählte von seinem neuen Plattenvertrag und hatte große Pläne. Ich sagte: “Schwad dich möd.“ Wir verabredeten uns auf einen Kaffee, der nicht zustande kam und das ist das Problem mit uns Menschen, wir glauben immer, wir haben noch Zeit.
Seitdem ich Dieter kannte, lebte er in der Thielenstrasse, die ist nun Hoff-nungslos und dieser Gag zum letzten Mal gebracht.
Dein Torwart