TV im Juli
Eigentlich spreche ich in der Öffentlichkeit nicht viel über meine TV-Drehbücher. Ich liebe Drehbuchschreiben. Doch beim Schauen ist dann alles… irgendwie anders.
Drehbuchschreiben bedeutet, dass man seine Arbeit (Das Skript) beendet hat, wenn die meisten anderen mit ihrer Arbeit (Schauspiel/Regie) beginnen. Dazu platzen noch Locations, werden Budgets gekürzt oder steigen Schauspieler kurz vorm Dreh aus oder der Sender macht eine Meinungsumfrage und will dann plötzlich die Geschichte familienfreundlicher.
Schade, dass der Film von psychopathischen Massenmördern handelt.
(Oft beruhen diese „Entscheidungen“ auf Meinungsumfragen. Dazu folgendes: Laut einer Meinungsumfrage, sind Meinungsumfragen überflüssig! Statistisch gesehen sind die Ergebnisse der Meinungsumfragen beinahe so zutreffend, wie Spontanmeinungen von Ahnungslosen. Dennoch berufen sich viele Entscheidungsträger darauf. Vielleicht um die Schuld besser abwälzen zu können. Als Schuldiger macht sich eine Meinungsumfrage nun mal besser, als die Meinung eines „Ahnungslosen“…)
((Noch eine kleine Anekdote: Ein Produzent, für den ich lange Zeit schrieb, fragte immer seine Putzfrau nach ihrer Meinung. Wir lachten drüber. Bis er einer der erfolgreichsten deutschen Produzenten wurde…))
So kommt es, dass der Autor manchmal seine Verfilmungen einschaltet – und dann in der TV-Zeitung nachschauen muss, ob es der richtige Kanal ist…
Im Filmbusiness gibt es die Uraltweisheit: „Aus einem schlechtem Drehbuch, kann man keinen guten Film machen.“
Das stimmt.
Aber aus einem guten Drehbuch kann man jederzeit einen furchtbaren Film machen.
Darüber gibt es leider noch keine Weisheit.
Es ist einfacher alles auf schlechte Drehbücher zu schieben. Dabei haben wir in Deutschland jede menge exzellente Autoren. Viele davon arbeiten nur nicht mehr fürs Fernsehen, weil sie sich dort schlecht behandelt fühlen.
Wer mehr darüber hören will: Auf der Lachfalten-CD gibt es die Geschichte „Mein erstes TV-Movie“.
Weil das Endergebnis manchmal nicht mehr zwingend viel mit meinem Skript zu tun hat, schaue ich mir seit Jahren die Verfilmungen nicht mehr an. Das muss aber nicht immer gegen den Film gehen. Auch bei den Verfilmungen, die ich sah und klasse fand, war immer ein großer Unterschied zwischen der Phantasie, die man als Autor entwickeln muss, um ein gutes Buch zu schreiben – und dem Endergebnis. Sogar bei den guten Verfilmungen, war ich immer ein bisschen enttäuscht, dass sie nicht genau so waren, wie das Buch. So ist es eben, wenn man ein Baby entwickelt hat. Da hängt Liebe dran.
Jetzt läuft die 2te Staffel einer Serie an, für die ich ein paar Bücher schrieb und so ungefähr das komplizierteste Arbeiten meines Lebens erlebte. Ich habe die Exposes schätzungsweise 20x umschreiben müssen. Die letzte Drehbuchfassung wurde mehrmals(!) abgenommen und sollte dennoch immer wieder umgeschrieben werden. Erst für weniger Geld. Dann für wenig Geld. Schließlich von der Produzentin selber.
Dementsprechend bezweifele ich, dass ich noch viel Inhalt wieder erkennen werde. Das ist ein bisschen schade, da es ursprünglich mit die besten First-Draft-Comedybücher waren, die ich jemals geschrieben habe. Ich hätte sie mir sogar angeschaut. Was ich jetzt nicht mehr tun werde.
Da so viele immer wieder fragen und sich dafür interessieren, wann Skripts von mir ausgestrahlt werden, breche ich ausnahmsweise mein Schweigen: Die Serie heißt ALLES AUSSER SEX. Die neue Staffel läuft am 14/07 auf PRO7 an. Die beiden ersten Folgen sind von mir, beziehungsweise waren es Mal.
Viel Spaß. Hoffe ich.
17/07.
Ok. Ich habs getan. Ich habe die Folgen aufgenommen und vorsichtig reingeschaut. Schon nach wenigen Sekunden war ich schwer am Staunen! Was entdeckte ich da bei dem Drehbuchkredit??? Nicht nur, dass dort eine Frau als Hauptautorin genannt wurde, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Besser noch: Mein Name stand als zweites. Und war falsch geschrieben.
So musste ich leider wieder ausschalten, bevor es richtig losging und werde nie erfahren, wie der Film war. Vielleicht besser so.