Tourende!

November 1, 2004    

Es ist aus. Aus und vorbei. Schicht, fini, Ende, over.

Es wird eine Neue geben, na klar, es gibt immer eine Neue.
Aber wen interessiert das jetzt?
Die Tour ist zu Ende.

So beginnt Was mich fertig macht ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen, und so beginnt auch mein heutiger Tag.
Die Tour ist tatsächlich zu Ende. Und wie immer kann ich nur sagen: Danke!
Viel gereist. Viel gesehen. Viel gelesen. Viel erlebt. Viel gelernt. Viel gelacht.
Großstädte, Kleinstädte, Dörfer, Säle, Clubs, Buchhandlungen, jede Lesung war anders. Die Anreisen mit diesmal überwiegend pünktlichen Zügen(!!) Das Publikum, das in jeder Stadt anders lacht, was für mich ein immer noch zu lösendes Rätsel ist. Veranstalter, die die Lesung mit “Freibier” unterbrechen, die einen vom Bahnhof abholen oder liebevoll bekochen.
Und dann natürlich die höheren Lichter jeder Reise: Die Zufälle, die Augenblicke, die Tage dazwischen.

Natürlich gab es auch Begegnungen, die mir kurzzeitig die Hoffnung nahmen: intolerante Fußballfans, uneinsichtige Kleinkriminelle, selbstzufriedene Politiker, und andere vor Liebe und Intelligenz strotzende Mitbürger.

Doch das Leben gab immer die passende Antwort:
Eine 5jährige, die im Zug auf mein Schoß klettert und dort einschläft. Minuten später eine panische Mutter, die hektisch ihre Tochter sucht, findet, sich gegenüber setzt, sich beruhigt, und ebenfalls einnickt.
Ein Taxifahrer, der die Uhr ausstellt und Umwege fährt, weil er seinen Fahrgast von der Schönheit seiner Stadt überzeugen will.
Ein VIP, der sich nicht wichtig nimmt. Der sich seinen teuren Anzug ruiniert, weil er es sich nicht nehmen lässt, ein altes Ehepaar mit dem Koffer zu helfen.
Ein Kampfsportler, der sich beim Verlassen des Lokal entschuldigt, falls er mir Angst gemacht haben sollte.
Japaner, die keine Kamera bedienen können.
Männer, die Männer sind. Frauen, die Frauen sind. Unbekannte mit Stil. Schaffner mit Schalk. Hotelbesitzer mit Kulanz. Dienstleister mit Niveau. Zeitreisende mit Manieren. Kollegen mit Teamlust. Fans mit Mut. Kinder ohne Angst. Fremde, mit Lust zu teilen. Suchende, die gerne finden.

Und das Tourende in Stuttgart. Leider ohne Heimspiel vom VFB. Aber es begann dennoch prima. Gleich am Bahnhof erwischte ich einen Taxifahrer, der kein deutsch konnte. Obwohl er in Stuttgart geboren wurde. Weil er in Stuttgart geboren wurde. Schwäbisch… lieber Himmel.
Wir verständigten uns mit Handzeichen und ein paar Brocken englisch, und schließlich fand er sogar den Veranstaltungsort – von dem er allerdings noch nie was gehört hatte.
Auf meiner unendlichen Suche nach schrägen Locations, hatte mich meine Agentur, zum Tourabschluss, ins „Laboratorium“ gebookt, einem Blueslokal, das es schon seit mehr als 30 Jahren gibt. (30 Jahre, Taximann, 30 Jahre…!)
Dem Programmheft entnahm ich, dass Guru Guru und Das Dritte Ohr in den Tagen zuvor hier gespielt hatten. Guru Guru und Das Dritte Ohr??? He, das is kein Club, das is ein Künstlerfriedhof! Was sollte es mir sagen, dass meine Agentur mich hierhin schickt? Was kommt als nächstes: Pfleger statt Künstlerbetreuer? Rollstuhlsponsoring statt Romanpromotion?

Zu meiner Überraschung, war ich im der Presse als Kabarettist angekündigt worden, und in der Pause forderte eine Frau lautstark ihr Eintrittsgeld zurück, weil das erste Set ihr nicht kabarettistisch genug war…
Ich nickte den Veranstaltern anerkennend zu: Eine lustige Einlage zum Tourabschluss arrangiert? Wie süß!
Aber nein, die untersensible Dame meinte es verdammt ernst und definierte „Gast-Auftritt“ neu. Sie bestand auf die Rückgabe des Eintrittsgeldes wegen mangelnder Kabarettdichte.
Ich schaute mich nach einer versteckten Kamera um, entdeckte aber keine.
Um die Lautstärke in dem Laden zu senken, gaben die Veranstalter ihr schließlich den Eintritt zurück. Die Frau verließ den Club und versprach dabei interessanterweise, das gesparte Geld in den Kauf meines Romans zu investieren.
Muss ich nicht verstehen, oder?

Sie verpasste ein fettes zweites Set und ein paar Zugaben. Alles in allem ein würdiger Tourabschluss. Es wird zwar noch dieses Jahr eine weitere Buchpräsentation in Hamburg geben, aber das ist für Presse und Geladene.
2005 geht ’s dann im Februar und März weiter.

Allen Gästen und Lesern, danke ich für Besuch, Gelächter, Kommentare, Mails, Geschenke, Applaus, Mundpropaganda, Tipps, Tricks, Lachfalten und Liebe.

In der Zwischenzeit erschien das Hörbuch von Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr. Ich habe es selber noch nicht gehört und werde auf der nächsten Zugfahrt das tun, was Psychologen so gerne empfehlen: Mir selber besser zuhören. ,o)

Und um diesen Monat perfekt abzurunden, ist jetzt auch die Neuauflage von Was mich fertig macht ist nicht das Leben sondern die Tage dazwischen im Handel.
Ich wünsche euch so viel Spaß mit meinem Erstling, wie ich es damals hatte.

Eine gute Zeit.

Wünsch ich euch.

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