Schwamm drüber
Zwischen den Romanen, bin ich ein trockener Schwamm. Ich sauge einfach alles auf. Eine Aussage, mit der man sich in Köln verdächtig schnell
neue Freunde machen kann…
Aber was ich meine, ist: Irgendwie sind meine literarischen Vorbilder alles Ausländer und ich wollte schon immer noch mal konzentriert an die guten alten Deutschen heran.
Ernst Jünger war schon mal klasse. Nach Stahlgewittern brauchte ich nur ein bisschen Frieden, um wieder runterzukommen. Also weiter zu Böll, dessen Ansichten ich inhaltlich noch immer mag, aber stilistisch berührt er mich nicht so, dass ich sofort weiteres lesen muss. Weiter. Obwohl ich Grass erstklassig in Erinnerung hatte, bin ich im Krebsgang nicht reingekommen. Ich hatte ihn von der Blechtrommel ganz anders in Erinnerung. Also habe ich ihn erst mal weggelegt und, nach 20 Jahren, tatsächlich wieder unser aller Schulbuch Homo Faber gelesen. Ich mag es. Nicht mehr. Nicht weniger.
Dann empfahl mir eine Bekannte Dieter Wellershoff. Ok, hab mir Liebeswunsch gekauft und bin gespannt. Doch vorgestern, auf der Party meiner Lieblingsex, gewann ich Martin Walsers TeK(ken) in der Tombola(!). Das werde ich zuerst lesen.
Auf der selben Party, philosophierte ich mit einem Fussballtorwart(…) über Kant, den ich zwar in der Schule gehasst, aber ich sollte mich seitdem entwickelt haben. Oder?
Kommt auch noch dran.
Gestern hörten dann noch Freunde von meiner Schwammphase und drückten mir sogleich Thomas Mann in die Hand und wenn ich mich, nach all dem deutschen Stoff, dann immer noch nicht mit der Literatur aus dem Land der Dichter und Denker angefreundet haben sollte – lege ich wieder ein paar Jahre „Restliche Welt“ ein und versuche es dann noch mal.
Apropos kulturelle Hochlichter…
Wie wir wissen, sind die Geschmäcker verschieden, ABER.
Gestern sah ich Jamie Cullum zum 2ten mal live.
Und er machte mich zum 2ten mal sehr, sehr glücklich.
Ich weiß, ich lobte ihn hier schon nach dem ersten Konzert.
ABER.
Ich stand in dem Konzert, ach, was sage ich, in dem ERLEBNIS, und wünschte mir, ALLE Menschen, die ich liebe, je geliebt habe und je lieben werde, stünden neben mir und wir würden das zusammen teilen. Ein großartiges, ach, was sage ich da wieder, ein GROSSARTIGES KONZERT! So etwas, habe ich seit Prince, in der Art, nicht mehr empfunden, gesehen und erlebt. Natürlich macht Cullum nicht Rock, sondern Swing und Jazz, aber unabhängig von WAS, muss man das WIE nicht nur gehört haben,sondern erlebt haben. Also, gönnt euch was Gutes, und schaut euch Mr. Cullum an, solange er noch brennt. Ein Musiker, der Extraklasse mit einer sagenhaften Band und… Lust!
Eine schöne Zeit wünscht euch
der dänische Schwamm.