RIP Rupert Neudeck.

Mai 31, 2016    

Ich werde nie vergessen, als ich Roger Moore vor 20 Jahren in einer Nachrichtensendung weinen sah. Er kam gerade aus einem Flüchtlingslager heraus, und er, der als UN- und UNICEF-Sonderbotschafter vieles gesehen haben muss, konnte es diesmal einfach nicht mehr zurückhalten – er weinte. Seine folgende Erklärung ist der Grund, warum ich das bis heute nicht vergessen habe: Er entschuldigte sich für seine Tränen und als der Moderator meinte, dass er sich doch dafür nicht entschuldigen bräuchte, sagte Moore, doch, denn ginge hier nicht um seine Gefühle, sondern um Informationen.

So ähnlich sah es wohl auch Rupert Neudeck, denn nie habe ich ihn in den Medien emotional erlebt. Was muss er an Leid gesehen haben und wegen der Politik an Frust geschoben haben, aber wenn er redete, dann eher sachlich über Aufgaben. Als ich ihn interviewte war ich gerade völlig frustriert von der Politik und wollte von ihm wissen, wie er es schafft permanent mit der Ungerechtigkeit der Welt konfrontiert zu sein, ohne ebenfalls frustriert zu werden. Er lächelte still, nahm sich Zeit und dann sagte er: „Man muss seiner Überzeugung folgen.“ Da lag er falsch, denn man muss nicht, man kann, es ist eine eigene Entscheidung und nicht viele treffen diese Entscheidung, schon gar nicht so radikal, wie er.

Er war ein Christ, der das christliche vorlebte, ohne seine Religion vor sich herzutragen, und von ihm stammt einer der wertvollsten Sätze, die ich je gehört habe. Ein Satz, der mich jedesmal wieder umhaut. Auf die Frage, warum er und seine Frau sich all die Jahre unermüdlich engagiert haben, antwortete er: „Wir wollten nicht alleine glücklich sein.“

Voilà un homme, schriebe er erst neulich über den jüngst verstorbenen Hans Koschnik, den er bewunderte.
Voilà un homme, Rupert Neudeck.

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