EINE FREUNDSCHAFT.

Juli 8, 2021    

Wenn man sich über herzerwärmende Sportgeschichten freut, gehörten die letzten Wochen der dänischen Nationalmannschaft. Doch gestern konnten Fans auf der ganzen Welt, eine kleine, wunderschöne Geschichte über Freundschaft live miterleben, die ihren Ursprung direkt vor meiner Kölner Haustür hat.
Stellt euch vor, ein erfolgreicher deutscher Fußballer, nennen wir ihn AG, nimmt an allen großen Turnieren teil und schießt dabei viele wichtige Tore.
Stellt euch vor, dieser Spieler lebt bei Köln und macht dort viel Extra-Training.
Stellt euch vor, ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft, nennen wir ihn NP, fragt diesen Weltklassespieler, ob er mit ihm mittrainieren darf.
Stellt euch vor, der Weltklassespieler sagt ja, und ab dem Moment trainieren sie zusammen und werden Freunde.
Viele Jahre später, ist AG ein alternder Star, der an seinem wahrscheinlich letzten großen Turnier teilnimmt. Bei diesem Turnier wird er bei einem Spiel eingewechselt und gibt die Vorlage zum ersten Siegtor des jungen NP. Nicht mal in Hollywood würde man mir ein solches Drehbuch abnehmen – zu kitschig.
Im übertragenden Sinne, ist genau das gestern bei der Tour de France geschehen, als der Kölner Weltstar, André Greipel (11 Tour-Etappensiege), es mit dem jungen Kölner, Nils Politt (0 Tour-Etappensiege), in die Ausreißergruppe des Tages schaffte. Zwei Kölner Freunde. Bei dem größten Radrennen der Welt. In derselben Ausreißergruppe. Und das mit der Vorgeschichte der beiden. Das ist schon an sich so außergewöhnlich, dass es dann doch nach einer Verfilmung schreit. Doch der Clou folgte erst noch. Sie waren den ganzen Tag gemeinsam im Ausbruch mit 11 gegnerischen Fahrern, sprachen sich dabei taktisch ab, Politt verließ sich dabei auf Greipels Taktik, die der ihm zu Verfügung stellte. Kurz vor Schluss trat Politt an, schaffte den Alleingang und fuhr einen fantastischen Solosieg bei der Le Tour de France ein. Ich habe so laut gejubelt, die Nachbarn haben ihre Fernseher eingeschaltet, weil sie dachten, es läuft ein Fußballspiel.
Nach dem Rennen sagte André Greipel: „Natürlich ist es gerade sehr emotional. Nils wohnt 500 Meter von mir entfernt und wir trainieren jeden Tag zusammen. Ich habe ihn als jungen Fahrer heranwachsen sehen. Ich habe ihm Trainingskleidung gegeben, damit er nicht friert. Es ist wirklich fantastisch, ihn seine erste Tour-Etappe gewinnen zu sehen.“
Nils Politt nach dem Rennen: „Ich kenne André, seit ich 13-14 Jahre alt bin, und ich war schon immer ein großer Fan von ihm. Er hat mir heute auf jeden Fall geholfen. Ich habe ihn nach der richtigen Taktik gefragt.“
André Greipel: „Ich kenne Nils ja gut, er ist manchmal ungeduldig. Er wollte viel früher angreifen, aber ich dachte, er sollte es nicht zu früh tun.“
Abschließend sagte Politt: „Es ist toll, einen solchen Sieg zu haben, aber es ist auch toll, eine solche Freundschaft zu haben.“
Greipel, der als Sechster ins Ziel kam, war einer der ersten Gratulanten bei Politt, und wer die Bilder dieser beiden Männer sah, verdrückte sicherlich auch ein paar Tränchen. Auf die Freundschaften dieser Welt. Es gibt wenig Schöneres.
Die Welt ist voller schöner Geschichten. Erzählen wir sie.
Euer Däne

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