Buchmesse Frankfurt

Oktober 29, 2007    

Es war wieder unglaublich. Ach, was sage ich: UNGLAUBLICH! 5 Tage Tempo und Begegnungen und Augenblicke. Diesmal war es nicht nur Buchpromo, Interviews, Verhandlungen und Lesung für Beziehungswaise – sondern eben auch der „Job“ für GALORE. Ich flog pausenlos zwischen Halle 3 und 4 hin und her. Dazu später mehr…
Alleine die Nano-Sekunden-Freundschaften mit Menschen, die man auf den ersten Blick mag, für die man aber einfach keine Zeit hat. Man signalisiert sich das wichtigste auf die Schnelle, tauscht Nummern aus und wenn man Nachts im Hotel seine Taschen ausleert, bevor man für 5 Stunden ins Bett fällt, stellt man fest, dass man 3-4 oder gar mehr solcher Erinnerungen, Adressezettel oder Einladungen hat, die einem ins Gedächtnis rufen, dass die vielen Begegnungen mit das Schönste an der Buchmesse sind.
Nicht nur mit neuen Menschen, sondern auch das Wiedersehen mit „alten“.
Und da muss ich wieder meinen Verlag loben. Ich weiß nicht, ob es einen anderen Verlag gibt, bei dem Ex-Autoren in solch rauen Mengen am Stand auflaufen, um die alte Nestwärme wieder zu bekommen. Mit gutem Grund. Am Lübbestand ist es ein bisschen wie in einer (wenn auch sehr großen und teuren) WG-Küche: Zwischen den 1000 Terminen, trifft man sich immer wieder mal kurz auf ein Käffchen, ein Update, einen Lacher. Man bringt jemand vom Termin mit, drückt ihm einen Kaffee in die Hand, zieht weiter und wenn man wiederkommt, sitzt er immer noch da und gehört irgendwie zur Familie. Man könnte das ganze vielleicht auch mit einem Weltraumflug vergleichen, bei dem man zwischenzeitlich kurz an dem Mutterraumschiff andockt, repariert, informiert und Ladung löscht – um dann aufgetankt zum nächsten Planeten weiterzusausen, weil man weiß, dass man sich jederzeit heimbeamen lassen kann. LÜBBE rules!
Nicht zu vergessen, dass man ständig Menschen trifft, die das, was ich noch lernen will, bereits können. Und wie. Und dazu noch menschlich sind. Ich bin ja kein Freund von Zicken und zu erleben, wie höflich, aufmerksam und hilfsbereit Weltstars gegenüber Menschen sind, die ihnen gegenüber höflich, aufmerksam und hilfsbereit sind – das ist großartig. Es gibt mir mehr, als ich mir je wieder von einem blasierten Sternchen nehmen lassen werde.
Zum menschlichen Umgang kommt da natürlich noch die Qualität, wenn man von den Erfahrungen der Meister profitieren kann. Wenn Fay Weldon sich zum Beispiel, trotz Messentrubel, nach dem Interview Zeit nimmt, um dir zu erklären, wie man sich das richtige Leben erschafft, um es als Grundlage für Kreativität zu nutzen, da lernt man nicht nur als Schriftsteller ein paar Dinge, sondern auch als Mensch.
Wo ich gerade dabei bin… Ich bin immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und habe dementsprechend schon eine Menge verschiedener Jobs gemacht, aber Liveinterviews vor Buchmessenpublikum gehörte bislang nicht dazu. Und dann gleich mit Kalibern wie Roger Willemsen, Elke Heidenreich, Helmuth Karasek, Barbara Rütting, Fay Weldon, Hans-Olaf Henkel, Samy Molcho, Rupert Neudeck, Ben Becker und … Alice Schwarzer. Tja, ich war wirklich überhaupt nicht nervös. Wirklich nicht. Ich hatte nur Nachts wenig Schlaf und Morgens keinen Hunger.
Da half es natürlich, dass Blacky Fuchsberger sich Abends beim Lübbedinner die Zeit nahm, mich zu coachen. Der Maitre der Moderation gab mir ein paar hilfreiche Tipps, die ich sofort anwenden konnte. Als er mir allerdings sagte, ich solle Alice Schwarzer grüssen und ihr einen Kuss von ihm geben, da kam ich ins Grübeln, ob er es wirklich gut mit mir meinte. Den Gruß richtete ich ihr am nächsten Tag aus, aber den Kuss … also, dafür war ich nicht taff genug. Eine Sache, die sich später im Interview rächte, als Frau Schwarzer mir die Sprache verschlug. Dazu später mehr…
Vorweg aber noch ein Wort zu meinen Moderationskollegen Sabine Kelp, Sascha Krüger und Patrick Großmann, nicht zu vergessen Jana Kay an der Kamera. Es ist nicht zu fassen, aber manchmal fühlte ich mich wie früher mit der Band auf Tour. Ein Gefühl, das ich seit Jahren nicht mehr hatte. Danke.
Ein weiteres Hochlicht der Buchmesse ist natürlich… Man verschafft sich einen Überblick über die Neuveröffentlichungen, kommt mit 20 neuen Büchern nach Hause und ist somit erstmal mit dem Wichtigsten versorgt. STOFF!
Dazu noch die vielen Begegnungen mit Kollegen. Als Schriftsteller tendiert man ja zum Eremiten. Umso spaßiger ist es mit Kollegen darüber zu sprechen, wie man Blockaden löst, den Tag regelt oder schlicht – einen guten Satz schreibt. So viel Schriftsteller-Input gibt es sonst nirgends. Den Erfahrungsschatz eines Jahres auf 5 Tage komprimiert.
Neben dem Buch bringt auch die Messe Resultate. Der persönliche Kontakt macht oft den kleinen Unterschied, man trifft Menschen mit denen man sonst immer nur mailt oder telefoniert, mag sich, stellt fest, die Tür war gar nicht zu, man ist nur permanent einen Meter daneben gegen die Wand gelaufen. Vereint tritt man einen Schritt bei Seite und ist dann plötzlich gemeinsam drin – o Metapher.
Solch dezente Kursbegradigungen bringen manchmal erstaunliche Ergebnisse. Auch dazu später mehr…
Jetzt wird erst Mal ausgepackt, sortiert, installiert, Schlaf nachgeholt und dann folgt später der Bericht vom GALORE-Stand. Bis dahin wünsche ich euch meinen momentanen Zustand und schließe mit einem Resümee in einer Qualität, wie es nur ein wirklich großer Schriftsteller formulieren kann: Ach, Buchmesse – ick hab dir lieb.
Michel

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