Neues Buch!

Als ich mir 2010 schwor, nie wieder einen Roman zu schreiben, und schlagartig mein Schriftstellerleben beendete, war es allerhöchste Zeit. Zuvor hatte ich gefühlt 10 Jahre alleine vor dem Laptop gesessen und hatte das Gefühl mein Leben zieht an mir vorbei.
Als ich meinem Verlag mitteilte, dass ich kein Romane mehr schreiben werde, verkauften wir mehr Bücher, als je zuvor. Zudem hatte ich einen gut dotierten Vertrag über zwei weitere Romane unterschrieben. Sie dachten wahrscheinlich „Künstler! Drama, Baby!!“ Doch ich tat es. Einer der vielen Momente in meinem Leben, wo ich merken durfte, dass Erfolg auch nicht in unserer kapitalistischen Welt, mein oberstes Ziel ist. Dafür bin ich sehr dankbar.
Bis heute erhalte ich immer noch schönste Post von Lesern (Vielen vielen vielen Dank!), die es schade finden, dass ich nicht mehr schreibe, und in der Verlagswelt gibt es einige, die immer noch nicht glauben können, dass ich damals zu dem Zeitpunkt aufhörte, wo es am schönsten war. Schön waren aber vor allem die Bücher, die Zahlen, die Presse und die Leserreaktionen. Mein Schriftstellerleben war nicht ganz so schön.
Wenn ich romanisiere, kann ich an nichts anderes denken. Noch Jahre nach Deadlines wachte ich mitten in der Nacht auf, und wusste plötzlich wie ich den Satz am Ende des dritten Kapitels des zweiten Romans hätte besser machen können. Nie war ich 100% zufrieden mit meiner Schreibe, was vielleicht den Vorteil hatte, dass ich immer wieder nach einem besseren Satz suchte. Aber künstlerische Unzufriedenheit ist kein schöner Dauerzustand und plötzlich ohne all das zu leben, würde einfach eine großartige Erfahrung werden! Dachte ich. Doch ich fiel in ein Loch. Der Tank war leer und musste erst wieder gefüllt werden. Es dauerte ein Jahr, bis ich endlich wieder Vollgas fahren konnte. Ich stürzte mich auf die Drehbuchkarriere und seitdem ging es Jahr für Jahr bergauf. Die Sendeplätze wurden attraktiver, die Honorare auch, alles lief bestens und ich war mir 100% sicher: Nie wieder setze ich mich ein Jahr hin und schreibe einen Roman.

Und dann starb Prince.

Fast jeder Mensch hat einen Künstler, der für ihn eine besondere Bedeutung hat. Bei mir ist es Prince. Als er am 21/04 2016 starb, erwischte es mich kalt. Ich saß in einem Drehbuchmeeting in München, las es im Internet und war ab da zu nichts zu gebrauchen. Ich überstand das Meeting irgendwie und verbrachte den Abend und die halbe Nacht damit durch Münchens Straßen zu laufen und mit alten Freunden, Bandmitgliedern und Ex-Freundinnen zu telefonieren, die mich erschüttert anriefen. Von einigen hatte ich 25 Jahre nichts gehört, aber als sie von Princes Tod hörten, erinnerten sie sich immer noch, wie begeistert ich ihn damals durch Europa nachreiste, mir Princekleidung nähen ließ und meine Band mit einstudierten Tanzschritten nervte. Sogar mein Finanzberater rief mich an und war am Telefon nicht zu trösten. Irgendwann landete ich nachts alleine im Hotel und heulte. Die nächsten Tage hing ich in Foren und chattete mit Princefans aus aller Welt. Nebenbei begann ich meine Gefühle aufzuschreiben und nach einigen Tagen war klar, das kann nur ein Roman werden, die Liebeserklärung eines Musikers an Musik und seine kleine Hommage an Prince.
Das ist nun 1 Jahr her. In diesem Jahr, saß ich täglich auf den Hintern und ich weiß es nun wieder genau: Einen Roman zu schreiben, ist das furchtbarste, was man als Schreiber tun kann. Und das mit abstand Schönste. Ich weiß wieder, warum ich es früher so geliebt habe – und warum ich damit aufhörte. Es frisst mein Leben, ich bin beziehungsunfähig, Freunde meckern, und meine Drehbuchkarriere musste just in dem Moment zurückstecken, wo ich am meisten Möglichkeiten hatte. Aber das ist okay, denn dieses Buch wird das wertvollste in meinem Leben. Es ist ein Buch von jemanden der Musik liebt – für alle die Musik lieben. Ich bin so dankbar für alles, was ich bei der Recherche über Musik lernen durfte und wieviele coole Musiker ich entdeckt habe, Studios besucht, Gesangsproben belauscht, das Fachsimpeln von Ton-Ings, die vielen, vielen neuen Prince-Live-Videos im Netz, die vielen Studien über Musik, die mich letztlich in dem bestärkten, was ich wusste, dass Musik die größte Chance der Menschheit ist, friedlich zueinander zu finden.

Prince…
Ich bin eigentlich ganz gut dadrin zu akzeptieren, wenn etwas vorbei ist. Aber auch ein Jahr danach, kann ich immer noch nicht wirklich glauben, dass ich ihn nie wieder live sehen werde. Ich sah ihn mein ganzes Leben lang Musik machen und glaube nicht, dass irgendwas anderes mich zu diesem Comeback hätte motivieren können, außer sein Tod. Ihm einen letzten Dank zu schreiben.
Das Buch erscheint am 07/06 2018, an Prince’ 60 Geburtstag in Deutschland und Amerika. Ich freue mich jetzt schon auf die weltweiten Reaktionen von Menschen, die Musik so lieben, wie ich.
Wer Ideen für die Lesetour und/oder schöne PR-Aktionen hat etc., Meldet euch gerne.

Alles Liebe!

Michel.
PS: An alle Musiker da draußen, DANKE für alles. Ohne euch, wäre mein Leben nicht halb so schön…