Als ich 2010 schwor, nie wieder einen Roman zu schreiben, war es höchste Zeit. Zuvor saß ich gefühlt ein Jahrzehnt alleine vor dem Rechner und hatte das Gefühl mein Leben zieht an mir vorbei. Als ich dem Lübbe-Verlag damals mitteilte, dass ich kein Romane mehr schreiben werde, dachten die wahrscheinlich „Verdammter Künstler!“, denn wir verkauften gerade mehr Bücher, als je zuvor, zudem hatte ich gerade einen wirklich freundlich-dotierten neuen Vertrag über zwei weitere Romane unterschrieben. Doch…
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist?
Schön waren damals die Zahlen, die Leserreaktionen und die Liveshows. Aber mein Schriftstellerleben war nicht ganz so schön. Ich war immer alleine. Beim Schreiben und auf Tour. Zudem war mein Kopf permanent belegt, denn wenn ich romanisiere, kann ich an nichts anderes denken. Noch Jahre später wache ich nachts auf, und weiß plötzlich wie ich das vorletzte Kapitel des zweiten Romans hätte enden lassen sollen. Nie war ich 100% zufrieden mit meiner Schreibe, was für das Buch den Vorteil hatte, dass ich immer wieder nach einem besseren Satz suchte. Aber Unzufriedenheit ist kein schöner Lebenszustand und ohne diesen Druck leben zu dürfen, würde einfach eine großartige Erfahrung werden, dachte ich, doch…
Ich fiel in ein Loch. Nach 20 Jahren Lesetour und Schreibmarathons, war der Tank leer und musste erst wieder gefüllt werden. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich endlich wieder richtig Lust auf etwas neues bekam. Dann stürzte ich mich auf meine Drehbuchkarriere und seitdem ging es bergauf, und ich war mir 100% sicher: Nie wieder setze ich mich wieder hin und ruiniere mein Leben, um einen weiteren Roman zu schreiben.
Und dann starb Prince…
Jeder Mensch hat einen Künstler, der für ihn eine besondere Bedeutung hat. Als Prince am 21/04 2016 starb, erwischte es mich kalt. Ich saß in einem Drehbuchmeeting in München, las es im Internet und war ab da zu nichts zu gebrauchen. Ich überstand das Meeting irgendwie, verbrachte den Abend und die halbe Nacht damit, durch Münchens Straßen zu laufen und mit alten Freunden zu telefonieren, die mich erschüttert anriefen.
Ich werde diese Nacht nie vergessen.
Ich telefonierte mir den Akku mehrfach leer und lud mein Handy in Restaurants und Bars auf, während ich weiter mit Ex-Freundinnen, Ex-Musikern und alten Freunden sprach. Von einigen dieser Menschen hatte ich 30 Jahre nichts gehört, aber als sie von Princes Tod erfuhren, erinnerten sie sich, wie ich ihm in den Achtzigern und Neunzigern durch Europa nachgereist war, mir Princekleidung hatte nähen lassen und meine Rockband mit einstudierten Tanzschritten und Showelementen genervt hatte. Ehemalige Mitschüler und alte Bandkollegen riefen an, Nachbarn aus einem früheren Leben, ja sogar meine allererste deutsche Freundin aus der Schulzeit rief mich in dieser Nacht an. Irgendwann landete ich im Hotel und heulte. Was war passiert? Das künstlerische Idol und Vorbild meines Leben, meine größte musikalische Inspiration, er war nicht mehr da. Dabei war er doch fast immer da gewesen. Jeden Tag, seitdem ich Musik machte, jeden Tag, seitdem ich schrieb. Jeden einzelnen Tag. Und nun nie mehr.
Ich bin eigentlich ganz gut darin, zu akzeptieren, was ist und was nicht ist – und wenn etwas vorbei ist. Diesmal nicht. Die nächsten Wochen verbrachte ich überwiegend in Foren und chattete mit Princefans aus aller Welt. Ich begann meine Gefühle aufzuschreiben und nach dem Monat war klar, dieser Text wird etwas besonderes für mich. Das wird die Liebeserklärung eines Musikers an Musik – und zudem meine kleine Hommage an Prince.
Das ist nun 18 Monate her. Und vor mir liegt tatsächlich wieder ein Manuskript. Und ich kann nur wieder bestätigen: Ein Roman zu schreiben ist das furchtbarste, was man als Schreiber tun kann. Und das mit Abstand Schönste. Ich weiß wieder, warum ich es früher so geliebt habe – und warum ich damit aufhören musste. Es frisst mein Leben, ich bin beziehungsunfähig, Freunde meckern, und meine Drehbuchkarriere musste just in dem Moment zurückstecken, wo ich am meisten Möglichkeiten hatte. Aber das ist okay, denn dieses Buch wird das wertvollste in meinem Leben.
Es ist ein Buch von jemanden der Musik liebt – für alle, die Musik lieben.
Ich bin so dankbar für alles, was ich in diesem Jahr über Musik lernen durfte, dankbar, wieviele neue Musiker und Bands ich entdeckt habe, Studios besucht, Gesangproben belauscht, dem nerdigen Fachsimpeln von Ton-Ings genossen, die vielen neuen fantastischen Prince-Live-Videos im Netz eingeatmet, und Studien über Musik studiert, die mich letztlich in dem bestärkten, was ich eh schon wusste: Falls es einen Gott gibt, dann hat das irgendwas mit Musik zu tun, denn wann sind Menschen seliger, als dann, wenn sie zusammen singen?
Music and love – our last chances to come together…
Wie gesagt, bin ich eigentlich ganz gut dadrin zu akzeptieren, wenn etwas vorbei ist. Aber auch 18 Monate nach seinem Tod, kann ich immer noch nicht glauben, dass ich ihn nie wieder live sehen werde. Ich sah ihn fast mein ganzes Leben lang Musik machen – und nun habe ich ihm eine Hommage geschrieben.
DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT/THE MOST BEAUTIFUL GIRL IN THE WORLD erscheint im April 2018, damit es an seinem Todestag 21/04, aber vor allem an seinem 60 Geburtstag 07/06 2018, in Deutschland und Amerika lieferbar ist. Ich freue mich jetzt schon so sehr auf die weltweiten Reaktionen von Menschen, die seine Musik so lieben, wie ich.
4ever purple!
Michel.
PS: Wir werden seinen Geburtstag hier in Köln am 07/06 ordentlich feiern, inklusive Lesung, Liveband und DJs. Wer weitere Ideen für die Lesetour und/oder schöne Aktionen um das Buch herum, hat – meldet euch gerne.
PS: An alle Princefans, schaut mal unter MY PRINCE MOMENT. Vielleicht habt ihr ja Lust Teil dieser Thank-U-Prince-Idee zu sein?
PS: An alle Musiker und Bands: SONG 2 BOOK – vielleicht was für euch?
An alle Musiker da draußen: Ohne euch wäre mein Leben nicht mal halb so schön gewesen. DANKE!!!